Die Geschichte unseres Heimatdorfes ist die Geschichte des Kummerower Sees.
Derjenige, der Gravelotte kennt und besucht hat, wird sicher auch schon auf der Mole gestanden haben, die einen kleinen Einschnitt in den Kummerower See wagt.
Kehrt man der Mole den Rücken, so fällt der Blick auf das Tal Methsegure, der Ursiedlung Meesigers. Die Ufer des Sees waldfrei und trocken, boten insbesondere den Fischern gute Wohnplätze und wurden
dadurch bevorzugt besiedelt. Hiesige Bodenfunde ergaben, dass dieses Gebiet bereits 6000 v. Chr. besiedelt war. An Hand dieser Funde ist nachgewiesen, dass die Fischersiedlung in Form von Pfahlbauten
im heutigen Gravelotte gestanden hat. Der damaligen Lage der alten slawischen Fischersiedlung verdankt unser Dorf seinen Namen:
Methse – zwischen
Gora – Berg
Methsegure übersetzt: „zwischen den Bergen“
Aus dieser Urbezeichnung wurde im Laufe der Zeit: Mezegure, Mesegore, Mesiger und schliesslich Meesiger.
Plattdeutsch wird das Dorf von den meisten Einwohnern kurz „Meiske“ genannt.
Um Näheres über die Geschichte des Ortes Meesiger selbst zu erfahren, blättern wir in den Matrikel des Klosters zu Verchen vom 18.06.1243. Dort heisst es wörtlich: „wratislaw der 3. dux dyminensis
(herzog von demmin ) thut kund, dass er dem jungfrauenkloster zu verchen das dorf virchene ( das heutige verchen ) und allen zubehören verliehen habe. Ingleichen das eigenthum des see’s virchinperiz
( der heutige kummerower see ), die volle fischerei auf demselben und die aalfänge am nördlichen teile des see’s insoweit dieser ihm, dem geber zugehört habe bis zu den grenzen des ville methsegure (
dorf meesiger ).“
Dies wäre die erste urkundliche Erwähnung Meesigers, wenn es sich bei dieser Urkunde nicht um die berüchtigte Fälschung der Verchener Nonnen gehandelt hätte.
Tatsächlich schenkte Herzog Wratislaw der 3. dem Kloster Marienwerder bei Verchen das Dorf Verchen mit den dazugehörigen orten Metschow und Meesiger erst am 21.03.1255.
Im Jahre 1870 erklärte Frankreich den Krieg gegen Preussen, dem 41000 Deutsche und 139000 Franzosen zum Opfer fielen. Am 18.August 1870 kam es zur grossen Schlacht bei Gravelotte in Frankreich, die
durch das Eingreifen der pommerschen Regimenter letzten Endes zu Gunsten der Preussen entschieden wurde. An dieser Schlacht nahm unter anderem auch Fritz Ewald aus Meesiger teil. Und genau hier
finden wir den Ursprung des heutigen Gravelottes am Kummerower See.
Die Entstehung von Gravelotte:
Nach Beendigung des Krieges und der Rückkehr nach Meesiger kaufte der Zimmermann Fritz Ewald von dem Besitzer Franz Schlorff das 28 Morgen grosse Gelände am Kummerower See. Dieses erstreckte sich
ungefähr vom „fadenholz“ bis an die „bornitschen“ und reichte vom See rückwärts bis an den Landweg. 14 Morgen davon erwarb der Zimmermann Fritz Wend, der landeinwärts ein kleines Gehöft errichtete.
Fritz Ewald baute sich aber unweit des See’s am „lop“ auf und legte so den Grundstein für das heutige Gravelotte. Neben den einfachen Wirtschaftsgebäuden entstand ein Haus im Schweizer Stil. Die
daran befindlichen Verzierungen und Schnitzereien machten dem Meister und Erbauer alle Ehre und zeugten von grosser Kunstfertigkeit.
Am 18. August 1873, dem Jahrestag der Schlacht bei Gravelotte fand die Einweihungs- und Eröffnungsfeier statt, zu der der aus Meesiger stammende Lehrer Frank sowie zahlreiche bekannte und befreundete
Kriegskameraden des Bauherren erschienen. Bei dieser Gelegenheit sollte die neue Stätte auch einen Namen bekommen. Anlässlich des Jahrestages der Schlacht und der Teilnahme durch Fritz Ewald daran
schlug der Lehrer Frank vor, diesen Ort Gravelotte zu nennen.
Dieser Vorschlag fand bei allen Beteiligten begeisterte Zustimmung. Durch den derzeitigen Amtsvorsteher Krüger zu Verchen wurde die Genehmigung zur Führung des neuen Ortsnamen erwirkt. So trägt diese
Stätte seit der Zeit den Namen Gravelotte und hält die Erinnerung wach an jenen denkwürdigen Tag.
Gravelotte im Wandel der Zeit :
Im jahre 1884 wurde Fritz Ewald ein kleines Gut in Preussen angeboten, daraufhin verliess er Gravelotte. Fritz Ewald verkaufte Gravelotte an Carl Wegner. 1898 übernahm dessen Sohn Rudolf Wegner die
Gaststätte. Aus ungeklärter Ursache brannte Gravelotte im Jahre 1900 völlig nieder.
Doch es dauerte nicht lange, da erstand es wieder an der selben Stelle in fast altem Aussehen. Durch Überbrückung der „lop“ und Anpflanzung des jenseitigen Abhanges erfuhr nun auch das äussere Bild
eine Erweiterung und Verschönerung. Der freie Platz vor der Veranda wurde als Garten angelegt und mit schützenden Hecken umgeben. Für Zerstreuung und Unterhaltung sorgte eine Kegelbahn, die am See
errichtet wurde. Auch ein Billard war vorhanden, worauf allerdings nur nach „Gravelottschen Regeln“ gespielt wurde.
Trotz all dieser schönen Dinge blieb Gravelotte ein einsamer Ort, der vom Verkehr wenig oder gar nicht berührt wurde.
Wesentlichen Anteil am Aufstieg des Ortes hatte der nachfolgende Besitzer Hugo Fernow ( 1900-1945 ), der die älteste Tochter von Rudolf Wegner heiratete. Er baute die 90 Meter lange Seebrücke, deren
Einweihungstag der 18.juli 1927 war. Dann wurden die Terrassen angelegt, welche auf höchster Stufe einen herrlichen Ausblick auf den See gewährten. Im Garten entstand eine Kaffeeküche, die sich gut
mit ihrer Pavillonform dem Gesamtbild einfügte.
Im 2. Welkrieg wurde es sehr still um Gravelotte. Am Ende des Krieges wurde es Wehrertüchtigungslager der Hitlerjugend. Der Bauer Rudolf Kummerow, ehemaliger Oberwachtmeister und Leiter des
sogenannten Volkssturms vergrub vorhandene Panzerfäuste und übergab Gravelotte kampflos. Später wurde Gravelotte Flüchtlingslager. Nach dem Tod Hugo Fernows 1945 im Internierungslager
Neubrandenburg-Fünfeichen, übernahm sein Sohn Hans Fernow Gravelotte 1946 von seiner Mutter Ida Fernow. Die Gaststätte wurde am 1. Mai 1946 wieder eröffnet und befand sich bis 1972 im Besitz der
Familie Fernow.
Hans Fernow baute Gravelotte weiter aus, so wurde die Anlegebrücke ausgebessert, Schleppkähne als Wellenbrecher und Eisschutz für den Hafen versenkt. Weiterhin erfolgte ein Bühnenanbau, fliessendes
Wasser wurde verlegt, hygienische Einrichtungen geschaffen, ebenso ein Gartenkiosk, Strandkorbverleih und Bootsvermietung.
Angelegt wurde auch ein Zeltplatz mit einer Kapazität von 200 Plätzen. 1965 wurde der Landweg von Meesiger nach Gravelotte ausgebessert. Zu dieser Zeit verkehrten 2 Motorboote, die „Brandenburg“ Und
die „Kiek in de Peen“ auf dem Kummerower See.
1972 verkaufte Hans Fernow die Gaststätte und das Anwesen an das Datenverarbeitungszentrum Neubrandenburg. Die sozialistischen Wirtschaftsverhältnisse machten einen Verkauf unumgänglich. Die einst so
idyllische Gaststätte wurde abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, die gastronomische Versorgung übernahm die Konsumgenossenschaft Demmin.
1982 übernahm Familie Meitzner die Leitung der Gaststätte. 1987 wurde durch die Konsumgenossenschaft der Bau eines Hotels mit 54 Betten begonnen und im Jahr 1989 fertiggestellt. Das Hotel wurde
Bestandteil der Gaststätte und bis 1997 bewirtschaftet. 1991 wurde Gravelotte wiederum privatisiert. Familie Meitzner übernahm die Gaststätte mit dem Hotel. Im August 1997 begann der Bau des heutigen
Hotels im Schweizer Stil, welches im April 1998 eröffnet wurde. Die Kapazität beträgt 80 Betten. Auf dem Gelände befinden sich neben einer Radlerherberge auch Ferienhäuser.
Der Zeltplatz in Gravelotte umfasst heute insgesamt 740 Plätze mit Dauercampern und Wohnwagen.